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Schimmel-Gefahr

Absenkung der Raumtemperatur in privat genutzten Häusern

Von Michael Masson-Wawer

Stralsund.
In dieser Ausgabe beschäftigen wir uns mit dem Thema Schimmel-Gefahr durch die Absenkung der Raumtemperatur. Denn sehr oft hören oder lesen wir, dass Haus- oder Wohnungseigentümer durch die enorm gestiegenen Energiekosten verschiedene „Strategien“ verfolgen, die Kosten zu senken.

Diese sind im Wesentlichen:
1: Ich senke die Temperatur im gesamten Haus/Wohnung.
2: Ich heize die nicht genutzten Räume nicht mehr oder heize sie geringer.

Aber auch von Nutzern gewerblicher Gebäude, wie beispielsweise Hotels, ist zu hören: „Dann heizen wir die nicht genutzten Zimmer nicht mehr“. Das kann zu fatalen Folgen führen. Hier ist neben der Gefahr des Einfrierens von Leitungen vor allem das Thema „Schimmelbildung“ zu benennen.

Aber zunächst müssen wir aber einen kleinen Exkurs in die Physik machen und dabei speziell zu dem Begriff „Taupunkt“. Wir versuchen das hier mal beispielhaft darzustellen:
Nehmen wir im Sommer, bei warmen Temperaturen eine Flasche aus dem Kühlschrank, dann werden wir feststellen, dass die Flasche von außen feucht wird, sich sogar Wasserperlen bilden können.












Quelle: pexels.com

Hierbei spricht man davon, dass der „Taupunkt“ unterschritten wurde. Das bedeutet, dass die in der Raumluft vorhandene Luftfeuchtigkeit hier kondensiert, weil die Flasche „so kalt ist“, dass die in der Raumluft enthaltene Luftfeuchtigkeit sich an der Flasche ablagert, kondensiert. Der Taupunkt ist unterschritten.  

Wir wollen hier aber nicht zu tief in die Physik einsteigen, sondern es bei dem Beispiel der „kalten Flasche“ in der „warmen Raumluft“ belassen. Wichtig ist nur zu wissen: Je höher die Temperatur-Differenz zwischen der Raumluft und dem Körper (Flasche, Wand etc.) ist, umso mehr Wasser kondensiert. Natürlich gibt es da noch viel mehr wichtige Zusammenhänge (relative Luftfeuchtigkeit etc.) aber das würde hier den Rahmen sprengen.

Nun übertragen wir das auf unser Haus oder unsere Wohnung. Am Beispiel 1, ich senke die Temperatur gleichmäßig in den Räumen. Dann sinkt die Oberflächentemperatur der Wände, weil diese nicht mehr durch die „warme Raumluft“ erwärmt werden. Bis zu einem gewissen Grad, je nach Dämmung des Gebäudes, ist dies in Bezug auf Schimmel eher unkritisch, weil ja auch die Raumtemperatur mit sinkt und somit auch meist die relative Luftfeuchtigkeit der Raumluft (wenn richtig gelüftet wird).

Kritisch wird es aber bei der ungleichmäßigen Beheizung der Räume. Wird zum Beispiel nur ein Raum beheizt und die Innentüren (im ungünstigsten Fall in den darüberliegenden Etagen) bleiben offenstehen, damit die Wärme „dorthin zieht“.  Oder aber, noch kritischer, das Bad wird beheizt und nach dem Duschen wird die warme und sehr feuchte Raumluft dann in die ausgekühlten Räume gelassen. Dann trifft warme, feuchte Luft auf kalte Wände. Auf dem Weg dahin kühlt die Luft aus und die relative Luftfeuchtigkeit steigt (kalte Luft kann weniger Wasser speichern.) Trifft die Luft dann dort auf die sowieso schon ausgekühlten Wände, dann kondensiert die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit aus, es bilden sich „Wassertropfen“ (wie bei der Flasche) auf den Wänden. Diese sehen sie aber nicht, da die Wände diese gleich „aufsaugen“. Und damit wird die Wand feucht. Kommt dann dazu noch das entsprechende Nähr-Medium dazu, wie beispielsweise das in Raufasertapeten enthaltene Holz, dann beginnt das Schimmel-Wachstum.

 

 

 

 

 

 

Rat des Sachverständigen:

Eine gleichmäßige, geringe Absenkung der Raumtemperatur im ganzen Haus bzw. der gesamten Wohnung, ist in der Regel unkritisch (siehe jedoch Hinweise „Einfrieren von Leitungen“.)
Eine ungleichmäßige Absenkung einzelner Räume, vor allem bei offenstehenden Innentüren, führt sehr schnell zu Schimmel-Wachstum.
Lüften Sie regelmäßig. Lüften vermindert die Gefahr von Schimmel-Wachstum.

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Energie sparen, aber richtig!

Die „unsichtbare“ Gefahr

Energie einzusparen wird im kommenden Winter aufgrund der Knappheit und enormen Kostensteigerung eines der wichtigsten Themen sein. Jedoch kann eine falsche Umsetzung fatale Folgen haben. Mit der Erfahrung aus mehreren Tausend Schäden werden wir als Sachverständige des Bauschadeninstituts in dieser Sonderserie das notwendige fachliche Wissen liefern. Denn es kommt teilweise auf das Detail an, um einen großen Gebäude-Schaden zu vermeiden.

Absenkung der Raumtemperatur in privat genutzten Häusern

Von Von Michael Masson-Wawer

Stralsund. Die politisch geforderte Absenkung der Raumtemperatur auf 19 °C führt nach unserer Einschätzung, bei moderner Bauweise, nur zu einem geringen Schadenrisiko. Bei Altbauten ist jedoch immer das Risiko einer Schimmelbildung zu beachten. Hierauf werden wir in einem separaten Beitrag noch eingehen.

Die meisten Menschen fühlen sich bei Temperaturen von 19°C und darunter nicht mehr wohl. Es wird dann nach anderen „Lösungen“ gesucht. Warum also nicht die Raumtemperatur des seit Jahren leerstehenden Kinderzimmers oder des ungenutzten Gästezimmers, welches sich sehr oft im Dachgeschoss des Hauses befindet, reduzieren? Um dann im Wohnzimmer und in den Übrigen, ständig genutzten Räumen die Raumtemperatur bei angenehmen 21°C zu lassen. „Dazu hat mein Thermostatventil doch den Stern, die Froststufe…“ hören wir dann sehr oft. Das klingt zunächst plausibel, denn die Froststufe soll sicherstellen, dass die Raumtemperatur bei ca. 6-8 °C gehalten wird.

 

 

 

 

 

 

 

Aber: Gemessen wird diese Temperatur unmittelbar am Thermostatventil selbst.
Das fatale: Die Zuleitung zu diesen Heizkörpern befindet sich sehr oft in der sogenannten Abseite. Dies ist ein kleiner Raum im Dachgeschoss vieler Häuser, zwischen der Dachschräge und dem Fußboden. Oft zugänglich durch eine kleine Luke.

 

 

 

 

 

 

 

Das Bild zeigt eine geöffnete Abseite. In dieser Abseite herrschen je nach Bauart meistens viel niedrigere Temperaturen als im Raum selbst. Zudem kommt bei älteren Gebäuden noch hinzu, dass hier eventuell verlegte, wasserführende Leitungen oft sogar noch hinter der Dämmung, das heißt von innen betrachtet „draußen“ liegen. Oft nur von einer dünnen Dämmung der Rohre ummantelt.

 

 

 

 

 

 

 

Solange das Wasser in diesen Leitungen zirkuliert, das heißt, wenn das Thermostatventil des Heizkörpers geöffnet ist und somit warmes Heizungswasser durch die Rohre fließt, kommt selten zu Schäden. Wird jedoch der Heizkörper in diesen Räumen jetzt zu niedrig eingestellt, im schlimmsten Fall ausgestellt oder aber auf die Frostschutzstufe, so kommt das Heizungswasser in diesen Leitungen zum Stehen. Es ist dann nur noch eine Frage von Tagen bzw. Stunden, wann diese Leitung einfriert, mit den fatalen Folgen eines Wasserschadens. Verstärkt wird dieser Effekt dann oft noch durch eisigen Sturm, der die kalte Luft in die Konstruktion treibt.

Ist in diesem Bereich der Abseite dann eventuell noch eine Trinkwasser-Leitung verlegt, die zuvor durch die warmen Heizungsleitungen frostfrei gehalten wurde, dann können hier durch das Einfrieren und anschließende Auftauen sehr erhebliche Mengen Wasser austreten.

Die rufe aus der Politik zum Energiesparen, in Privathaushalten und im Gewerbe/Industrie, werden immer lauter. Absenkung der Raumtemperatur, Vorräume nicht beheizen und so weiter. Diese Grund-Gedanken sind aus unserer Sicht als Sachverständige für Schäden an Gebäuden wichtig und richtig, haben aber bei falscher Umsetzung teilweise fatalen Folgen. Mit der Erfahrung aus mehreren Tausend Schäden werden wir als Bauschadeninstitut hier in der kommenden Serie von Beiträgen die notwendige fachliche Einordnung liefern und um es gleich vorweg zu nehmen: Das Einsparen von Energie ist in der derzeitigen Situation der Energie-Knappheit herausragend wichtig. Jedoch wollen wir auch darauf hinweisen, dass es teilweise auf das Detail ankommt, um einen großen Gebäude-Schaden zu vermeiden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rat des Sachverständigen:

Eine starke Absenkung der Raum-Temperatur in ungenutzten Räumen sollte, besonders im Dachgeschoss, nur nach einer Prüfung des Leitungs-Verlaufes erfolgen, um Frost-Schäden am Leitungssystem und damit einhergehende Wasserschäden zu vermeiden. Fragen Sie bei Bedarf den Heizungs-Sanitär-Fachbetrieb Ihres Vertrauens.

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